Was ist eine Streuobstwiese?

Streuobstwiesen – Kulturlandschaften zwischen Landwirtschaft und Artenvielfalt

Streuobstwiesen sind eine traditionelle Form der Landnutzung in Mitteleuropa. Sie bestehen aus verstreut gepflanzten, hochstämmigen Obstbäumen, die auf Grünland stehen. Diese Bäume sind meist starkwüchsig, großkronig und mindestens 1,80 Meter hoch. Ihre Kronen können Höhen von bis zu 20 Metern erreichen. Typisch für Streuobstwiesen sind weite Abstände zwischen den Bäumen – meist 8 bis 10 Meter – und eine geringe Baumdichte von maximal 150 Bäumen pro Hektar.

Doch Streuobstwiesen sind mehr als nur ein Anbaukonzept: Sie gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Untersuchungen zeigen, dass auf einer Streuobstwiese über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten vorkommen können. Zusätzlich tragen sie zur Erhaltung alter Obstsorten bei – mehr als 6.000 Sorten sind in Deutschland bekannt.

Damit Streuobstwiesen diesen Beitrag zur Biodiversität leisten können, müssen sie gepflegt werden. Einmal angelegt, funktionieren sie nicht von selbst. Regelmäßiger Schnitt, Mahd und eine schonende Nutzung sind notwendig, um die Flächen offen zu halten und Artenvielfalt zu sichern.

Streuobstwiesen sind jedoch gefährdet. Durch Bebauung, Flächenversiegelung und intensive Landwirtschaft gehen sie immer mehr verloren. Gerade diese Flächen sind aber wichtig für den Erhalt regionaler Artenvielfalt – sie bieten Lebensraum für Insekten, Vögel, Fledermäuse und Wildpflanzen, die in modernen Agrarlandschaften keinen Platz finden.

Streuobstwiesen und Obstplantagen – wo liegt der Unterschied?

Im Gegensatz zu klassischen Obstplantagen, in denen eine einzige Obstart in dichten Reihen angebaut wird, sind Streuobstwiesen vielfältiger. Sie bestehen aus unterschiedlichen Obstsorten, die weit voneinander entfernt stehen. Diese Struktur schafft nicht nur Lebensraum für viele Tierarten, sondern auch Platz für Wildpflanzen.

Obstplantagen sind oft auf maximalen Ertrag ausgelegt. Sie werden intensiv bewirtschaftet, häufig mit Pestiziden und Dünger. Auch wenn hier einige Tierarten vorkommen können, fehlt es an Vielfalt. Streuobstwiesen hingegen fördern die Ansiedlung vieler Arten, da verschiedene Bäume und Wiesenflächen in einem lockeren Verbund miteinander bestehen.

Geschichte und Rolle in der Kulturlandschaft

Die Geschichte der Streuobstwiesen reicht bis in die Zeit der Römer zurück, die erste Obstgärten in Mitteleuropa anlegten. Ab dem 16. Jahrhundert entwickelten sich Streuobstwiesen in ihrer heutigen Form. Sie dienten als Nahrungsquelle und prägten das Landschaftsbild rund um Siedlungen.

Heute haben Streuobstwiesen nicht mehr die gleiche Bedeutung für die Ernährung. Sie sind vor allem ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft und leisten einen Beitrag zur Biodiversität. Sie sichern den Erhalt regionaler Arten und verbinden Landwirtschaft mit Naturschutz.

Fazit

Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie tragen erheblich zur biologischen Vielfalt bei und sind Rückzugsorte für viele Arten, die in intensiv bewirtschafteten Flächen keinen Platz finden. Damit sie ihre Funktion erfüllen können, brauchen sie Pflege und Schutz. Sie dürfen nicht als Monokultur verstanden werden, sondern als Teil eines ökologischen Netzwerks, das Landwirtschaft, Naturschutz und Artenvielfalt verbindet.